Was ist wahr, was ist falsch? Neben wertvollen Gesundheitsinformationen finden sich auch viele medizinische Fake News im Internet. Unsere Checkliste hilft, sie zu erkennen.
Dr. Google weiß auf fast alle Gesundheitsfragen eine Antwort. Nur: Diesen Antworten ist nicht immer zu trauen. Neben wissenschaftlich überprüften Gesundheitsinformationen finden sich zahlreiche übertriebene Werbungen, unwahre Behauptungen und Gesundheitsmythen. Aber wie kann man solche Falschmeldungen sicher erkennen? Und umgekehrt: Was macht vertrauenswürdige Informationen im Internet aus?
Wir haben eine Checkliste zusammengestellt, die Ihnen helfen soll, vertrauenswürdige von unseriösen Gesundheitsinformationen zu unterscheiden.
(Stand: 5. 10. 2022) Checkliste als PDF herunterladen
1. Keine Werbung. Eine vertrauenswürdige Gesundheitsinformation wirbt nicht für bestimmte Medikamente oder Produkte. Auch Links zu Onlineshops gehören nicht auf eine seriöse, unabhängige Gesundheits-Seite. Wichtig: Ob eine Herstellerfirma hinter den Informationen auf einer Webseite oder in einer Broschüre steht, sollte im Impressum stehen.
2. Autoren-Angaben statt Anonymität. Wer hat die Information geschrieben? Hat diese Person die nötige Ausbildung dafür (z.B. Medizin, Pharmazie, Biologie)? Gibt es Kontaktmöglichkeiten per Telefon oder Email? Antworten auf diese Fragen sollten Sie im Impressum finden oder unter Menüpunkten wie „Kontakt“ oder „Über uns“.
3. Datum der letzten Aktualisierung. Ist die Information veraltet? Wann wurde sie geschrieben bzw. zuletzt aktualisiert? Möglicherweise gibt es mittlerweile neuere Studien, die zu einer anderen Einschätzung führen.
4. Wissenschaftliche Quellenangaben. Sind Angaben zu Nutzen, Wirkung oder Risiken einer Behandlung durch wissenschaftliche Quellen belegt? Informationen sollten nicht auf einer ausgesuchten Einzelstudie beruhen, sondern möglichst auf allen bisherigen Studienergebnissen. Erfahrungsberichte, Fallgeschichten oder populärwissenschaftliche Bücher sind keine wissenschaftlichen Quellen!
5. Neutrale, nicht-wertende Sprache. Macht Ihnen der Inhalt Angst? Haben Sie den Eindruck, beeinflusst oder zu etwas gedrängt zu werden? Dann dürfen Sie misstrauisch sein! Versprechungen wie „garantiert wirksam“ oder „100% frei von Nebenwirkungen“ sind nicht glaubwürdig. Vorsicht ist auch geboten, wenn andere Therapiemöglichkeiten oder Gesundheitseinrichtungen schlecht gemacht werden.
6. Ansprechen von Nachteilen. Jede wirksame Behandlung, so harmlos sie auch erscheinen mag, hat gewisse Risiken und kann Nebenwirkungen hervorrufen. Diese sollten nicht verschwiegen werden. Eine vertrauenswürdige Seite informiert offen über Vor- und Nachteile von Behandlungen.
7. Alternativen werden genannt. Es gibt fast immer mehr als eine Behandlungsmöglichkeit, oder mehr als einen bestimmten Grund für eine Beschwerde. Alternativen sollten in der Information vorkommen. Geht es um eine bestimmte Behandlungsmöglichkeit, klrt eine gute Information auch darüber auf, was geschehen kann, falls ein bestimmtes Gesundheitsproblem nicht behandelt wird.
8. Ist die versprochene Wirkung spürbar? Wenn eine bestimmte Behandlung beschrieben wird, kann diese Beschwerden im Alltag spürbar bessern? Senkt sie etwa das Risiko für schwere Erkrankungen oder den frühzeitigen Tod? Wenig aussagekräftig ist, wenn eine Behandlung nur Werte verbessern kann, die man selbst nicht spürt (z.B. Laborwerte).
9. Konkrete Zahlen & Vergleiche. Eine gute Information verwendet anschauliche und leicht verständliche Zahlen oder Graphiken um deutlich zu machen, wie gut eine Behandlung wirkt. Beispielsweise, wie viele Menschen von einer Behandlung profitieren, im Vergleich zu einer anderen oder zu gar keiner Behandlung.
10. Wie gut ist die Forschungslage gesichert? Für viele Therapien oder Untersuchungsmethoden gibt es keine ausreichenden Belege für die Wirksamkeit, weil sie nicht oder kaum erforscht sind. Auf solche Unsicherheiten udn Wissenslücken sollte eine vertrauenswürdige Gesundheitsinformation hinweisen.
Österreichische Plattform Gesundheitskompetenz (ÖPGK) Patienten-Information.de – Gesundheitsthemen im Internet DISCERN – Qualitätskriterien für Patienteninformation
Derzeit läuft ein Forschungsprojekt, in dem wir die Brauchbarkeit und Anwendbarkeit dieser und anderer Checkliste überprüfen. Ziel ist eine Liste mit geprüften Tipps, die das Erkennen von verlässlichen Gesundheitsinformationen vereinfachen soll.
Mehr Informationen zu diesem Forschungsprojekt finden sich auf der Webseite Infos ohne Nebenwirkung.
Die Organisation AFGIS vergibt ein Gütesiegel für Online-Gesundheitsinformationen. Webseiten mit diesem Siegel geben beispielsweise an, wie sie finanziert werden, wer die Informationen darauf schreibt und wer für sie verantwortlich ist. AFGIS überprüft jedoch nicht, ob die Inhalte selbst richtig sind. Durch einen Klick auf das Siegel können Sie überprüfen, ob es gültig ist.
AutorInnen: Bernd Kerschner, Julia Harlfinger, Jana Meixner. Department für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation, Universität für Weiterbildung Krems (Donau-Universität Krems). Redaktion Medizin-transparent.at
Version: 5. Oktober 2022